Wettbewerb durch PCP bei 30-Millionen-Forschungsprojekt der Cyberagentur gesichert

Dr. Gerald Walther und Dr. Nicole Selzer bei der Vergabe der Forschungsaufträge am 07.11.2022. Foto: Gerrit Tharann/Cyberagentur

Innovatives Ausschreibungsverfahren

Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Cyberagentur) vergab am 7. November 2022 sechs Aufträge für die Forschung zu „Existenzbedrohenden Risiken aus dem Cyber- und Informationsraum – Hochsicherheit in sicherheitskritischen und verteidigungsrelevanten Szenarien“ (HSK). Das Finanzierungsinstrument Pre-Commercial Procurement (PCP) sichert Wettbewerb bei 30-Millionen-Euro-Forschungsvorhaben, bei dem die Cyberagentur auf Transparenz und Gleichbehandlung durch Kommunikation mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern setzt.

Projektleiter Dr. Gerald Walther und Stellvertreterin Dr. Nicole Selzer des Forschungsprojektes erläutern das Finanzierungsinstrument PCP noch einmal näher im folgenden Interview.

Die Cyberagentur hat ihr erstes millionenschweres Forschungsvorhaben beauftragt. Warum wurde hierfür PCP als Finanzierungsinstrument gewählt?

Dr. Walther: Im Vorfeld der Beauftragung haben wir ein nicht-förmliches Interessenbekundungsverfahren durchgeführt, um den Markt zu erkunden. Hierbei zeigte sich, dass vielfältige Akteure Interesse an der Ausschreibung haben, also ein großes Marktpotenzial besteht und unterschiedliche Forschungsansätze dabei verfolgt wurden. Daher haben wir uns dazu entschlossen, das Forschungsprojekt mit Hilfe eines Wettbewerbs durchzuführen. Dieser Wettbewerbsgedanke ist im Einklang mit dem Ziel der Cyberagentur, ambitionierte Forschungsvorhaben zu beauftragen, die naturgemäß im Erfolgsfall mit einem hohen Impact, aber eben auch mit einem hohen Risiko des Scheiterns einhergehen. Um dieses Risiko zu minimieren, bietet sich die Erforschung verschiedener Lösungsansätze an.

Dr. Selzer: Das Interessenbekundungsverfahren hat gezeigt, dass HSK für die Verfolgung von verschiedenen Forschungsansätzen eine optimale Ausgangslage herrscht. Leider bietet das Vergaberecht nicht die Möglichkeit, zwei Auftragnehmer mit dem gleichen Gegenstand zu beauftragen. Es gibt Ausnahmen hiervon, diese sind aber nicht für uns einschlägig gewesen. Schon im Vorfeld sind wir auf das Pre-Commercial Procurement gestoßen, ein Verfahren, das wie für unsere Zwecke geschaffen ist, denn es ist geeignet für: vielfältige Marktakteure, neben Forschungseinrichtungen auch KMU und Start-ups; niedriges Technology Readiness Level (TRL); Wettbewerbsförderung; demgegenüber verhindert es das Bilden von Monopolen und belässt das Eigentumsrecht (auch) bei den Teilnehmern, was eine Weiterentwicklung im späteren Verlauf begünstigt. Das PCP ist zwar kein neuartiges Verfahren, es wurde bereits 2007 entwickelt. Insbesondere in Deutschland wurde das Finanzierungsinstrument nur im begrenzten Umfang eingesetzt. Die Cyberagentur setzt das Verfahren erstmals in einer wirklich großen Vergabe ein. Bei der konkreten Vergabe haben wir uns extern durch die Kanzlei FPS unterstützen lassen.

Welche Resonanz gab es von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu dem Wettbewerb?

Dr. Walther: Die Vorstellung der Ausschreibung hat bei externen Akteuren durchaus für Verwunderung gesorgt. Vielen Beteiligten war nicht bewusst, dass ein solch wettbewerbsorientiertes Verfahren überhaupt in Deutschland bzw. in der EU durchführbar ist. Es folgte Bewunderung, dass die Cyberagentur diesen Schritt gewagt hat. Im Verlauf des Verfahrens gab es aber auch einige kritische Stimmen, beispielsweise hinsichtlich des genauen Vorgehens innerhalb des Projekts. Dadurch, dass PCP sehr selten durchgeführt wird, gab es sehr viele Rückfragen zu dem Verfahren seitens der Teilnehmenden.

Dr. Selzer: Insbesondere in diesem Dialog mit den Teilnehmenden über die Vergabeplattform war ein wichtiger Punkt in der Betreuung und letztlich bei der Zufriedenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Kontakt

Michael Lindner
Pressesprecher der Cyberagentur Tel.: +49 151 44150 645
E-Mail: presse@cyberagentur.de

Bildunterschrift:

Dr. Gerald Walther und Dr. Nicole Selzer bei der Vergabe der Forschungsaufträge am 07.11.2022. Foto: Gerrit Tharann/Cyberagentur