Forschungsdirektor Dr. Hummert: „Da wo Wagniskapital fehlt, braucht es den Staat“

Unser Forschungsdirektor Dr. Christian Hummert, hat sein erstes Medien-Interview gegeben. Ein Auszug aus dem Gespräch mit dem Redakteur des Tagesspiegel-Backgrounds für Cybersicherheit, Paul Dalg, dürfen wir dankenswerterweise hier nutzen. Das ganze Interview mit Details zu unseren Forschungsprojekten, unserem Profil und ob die US-amerikanische Darpa unser Vorbild ist, gibt es beim Tagesspiegel

Tagesspiegel: Forschungsförderung in Hochrisikotechnologie bedeutet auch, dass es ein hohes Risiko gibt, dass man am Ende ohne Geld und ohne Ergebnis dasteht. Wie ist das mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern vereinbar?

Dr. Christian Hummert: In vielen Gesprächen mit der Wissenschaftscommunity und
Stakeholdern höre ich immer wieder: Wir machen in Deutschland mit
der Wagniskapitalförderung zu wenig. Also sehe ich es als Aufgabe, dass
der Staat da Möglichkeiten schafft, wo es für private Investoren schwierig
wird.
Außerdem: Wer sagt denn, dass Geld weg ist, wenn ein Projekt nicht den
gewünschten Durchbruch bringt? Und dass es kein Ergebnis gibt? Das ist
gleich doppelt falsch gedacht.

Tagesspiegel: Bitte erläutern Sie das.

Dr. Christian Hummert: Einerseits: Wissenschaftlich überprüft zu haben, dass ein
Forschungsansatz oder eine Forschungsfrage in einer Sackgasse endet, ist
eine wichtige Erkenntnis. Mit dieser Erkenntnis können Sie schon
gezielter den richtigen Weg suchen. Das kann frustrierend sein, ist aber
eine notwendige Investition.
Und selbst wenn ein Projekt scheitert, bleibt das Know-how, die
Vernetzung und der Zuwachs an Wissen. Auf dem Projekt konnte sich der
wissenschaftliche Nachwuchs qualifizieren, einige über geförderte
Promotionen, vielleicht werden sogar Professuren geschaffen. Das hilft
Deutschland wirtschaftlich beim Thema Fachkräftemangel, hat aber auch
für die Gesellschaft als Ganzes positive Auswirkungen.

Tagesspiegel: Es geht um hohe Geldsummen, die Sie in einzelnen Projekten
ausgeben wollen, 30 Millionen Euro und mehr. Kommen dafür nur wenige renommierte Universitäten und Spitzenforschungseinrichtungen infrage?

Dr. Christian Hummert: Ich halte nichts davon, Geld einfach auf einen Haufen zu werfen. Geld
bewirkt dort am meisten, wo noch nicht so viel davon da ist. Unsere
Förderentscheidungen an Rankings oder Renommee einer Institution
festzumachen, wäre der völlig falsche Ansatz. Daher sind unsere
Ausschreibungen bewusst sehr offen gehalten.

Tagesspiegel: Wer kann sich auf eine Förderung der Cyberagentur bewerben?

Dr. Christian Hummert: Das variiert von Ausschreibung zu Ausschreibung. Unser aktueller Aufruf
zur Einreichung einer Ideenskizze für Cybersicherheit ist gleichermaßen
an Universitäten, Forschungseinrichtungen, Start-ups und Unternehmen
gerichtet. Wir wollen niemanden ausschließen. Entscheidend ist, welche
gute Idee diejenige oder derjenige zu der von uns gestellten
Cybersicherheitsfrage hat.