Diese Session besteht aus zwei Abschnitten: In einem einleitenden Impulsvortrag zeigt Axel Treßel, Geschäftsfeldleiter Kryptoanalyse der ZITiS, die Entwicklungen und Herausforderungen der aktuellen Arbeit von Sicherheitsbehörden auf. Dabei werden u.a. Themen wie der Gegensatz zwischen den von großen, multinationalen Konsortien getriebenen, langfristigen Technologie-Entwicklungen und den sehr schnelllebigen Entwicklungszyklen von Endprodukte beleuchtet, welche häufig übersehen werden, für die Betrachtung der "Werkzeuge zur Bekämpfung von Cybercrime" jedoch von großer Bedeutung sein können. In der nachfolgenden Podiumsdiskussion berichten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener deutscher Sicherheitsbehörden am Beispiel aktueller Ereignisse und zeigen die Stärken und noch zu erschließenden Potentiale aus dem Blickwinkel der täglichen Arbeit im Kontext von Cybercrime auf.

Das Ziel der Session ist es, dass die Teilnehmenden ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und potentielle Lösungsansätze der Sicherheitsbehörden im Bereich Cybercrime erhalten und dieses Wissen zukünftig gewinnbringend in ihre Arbeit einbringen können.

Die Session wird in Form von Kurzvorträgen und Podiumsdiskussion durchgeführt. Die drei Vortragenden werden jeweils einen ca. zehnminütigen fachlichen Input geben und dann die Diskussion führen und leiten.

Im ersten Input werden die konzeptionellen Arbeiten der Bundeswehr zu einer Multi Domain Combat Cloud (MDCC) vorgestellt. Eine streitkräftegemeinsame Arbeitsgruppe hat ein Framework und Anforderungen an die zukünftige Cloud-Struktur zur Führung von international geführten Multi Domain Operations (MDO) zur Erlangung von Informations-, Führungs- und Wirküberlegenheit unter Einsatzbedingungen erarbeitet. Die Konzeption betrachtet dabei das ganze Kontinuum vom taktischen Schützen („Edge“) über verlegefähige Command & Control-Knoten („Fog“) bis zum Core-Computing in der Basis Inland („Reachback“).
Oberstleutnant i.G. Lars Bibow, Dipl.-Wi.-Ing, Master of Strategic Studies
Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr und Fähigkeitsentwicklung CIR

Als zweites wird das konkrete Rüstungsprojekt für eine „private Cloud“ der Bundeswehr (pCloudBw) in Deutschland und verlegefähig vorgestellt, bei denen Fragen wie „on–or–off premise“ und die Vergabemöglichkeiten an große zivile Web-Scale-IT Anbieter im Fokus standen.
Major Peter Ehrle, M.Sc.
Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr und Fähigkeitsentwicklung CIR

Drittens wird der Cybersecurity Experte von Airbus die Planungen und Herausforderungen für eine MDCC / Air Combat Cloud bei Airbus vorstellen. Er geht auf das Spannungsfeld von Nutzeranforderungen zu verschieden eingestuften Informationsräumen zu geforderter Interoperabilität ein. Die umfassenden Vorschriften und Regelungen zur Informationssicherheit sind zudem in multinationalen Projekten eine ständige Herausforderung, die zur Diskussion gestellt werden sollen. Dabei soll auch darauf eingegangen werden, dass Cyber als querschnittliche Dimension zu den klassischen Dimensionen in einer MDCC nicht nur „Enabler“ ist, sondern Cyberoperations auch in der Operationsführung verschränkt werden müssen.

Nils Tobeck
Airborne C4 Security & Resilience Expert
Airbus Cybersecurity

Die Digitale Forensik als Bindeglied zwischen digitalen Asservaten und der Arbeit der Ermittlungsbehörden benötigt eine ständige Anpassung der Methoden und Vorgehensmodelle an den jeweiligen Stand der Technik. Letzterer entwickelt sich dynamisch und bedarf einer ständig vorausschauenden Forschung. Mit Blick auf emergente Anwendungsbereiche wie Smart Cities, SCADA-Systeme und automatisierte bzw. autonome Systeme (z. B. Roboter, Drohnen und selbstfahrende Autos) rücken nun intelligente Systeme bzw. Geräte mit intelligenten Funktionen (Smart Devices) in den Vordergrund. Daraus ergeben sich neuartige Herausforderungen für die gerichtsfeste forensische Datenextraktion und Interpretation der Ergebnisse.

In der Session adressieren wir die Forensik solcher Systeme im Rahmen einer Keynote durch Prof. Dr. Harald Baier (Universität der Bundeswehr München) aus der Perspektive der Wissenschaft und einem sich anschließenden Vortrag über die aktuellen Aktivitäten der ZITiS im Bereich der digitalen Forensik autonomer Systeme und werfen einen Blick in die Zukunft dieser. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit den Teilnehmenden.

Die Entwicklung neuartiger Sensoren bei gleichzeitiger Vernetzung von digital-analogen Systemen wird in der Zukunft eine extrem große Menge an Daten zur Analyse bereitstellen. Doch wie kann ein Einsatzleiter oder Kommandeur innerhalb dieser Daten- und Informationsmenge den Überblick behalten? Wie müssen Daten und Informationen kohärent zusammengebracht und präsentiert werden, damit der Mensch in letzter Instanz die besten Entscheidungen treffen kann? Geschieht dies überhaupt noch an einem physischen Ort oder komplett virtuell? Nah am Geschehen oder weit entfernt des Einsatzortes? Kurz gesagt: Was wünsche ich mir für das perfekte Lagenzentrum der Zukunft?

Diese Fragen und weitere mehr sollen im Workshop gemeinsam interaktiv ergründet werden. Teilnehmende werden im ersten Teil gemeinsam in kleinen Gruppen spielerisch ein ideales Lagezentrum oder Lagebild der Zukunft erstellen. Die Beschreibung der Lagenzentren werden von den Moderatorinnen und Moderatoren per Video festgehalten. Im zweiten Teil werden die Teilnehmenden dann die Ideen der Anderen erforschen. Ziel ist es dabei, Technologien zu identifizieren, die für die Realisierung der Lagezentren notwendig sind, und sie hinsichtlich ihres Reifegrades bzw. der zeitlichen Dimension einzuschätzen.

Am Ende des Workshops erhalten Teilnehmende Zugang zu den Videos der Lagezentren, den Einschätzungen hinsichtlich der notwendigen Technologien und deren Reifegrade und zu einer quantitativen Analyse, welche Technologien am meisten genannt wurden.

Ziel der Session ist eine Diskussion und Identifikation von Themen und Einflussfaktoren, die die digitale Sicherheitsarchitektur in unterschiedlicher Weise und mit verschieden starken Auswirkungen beeinflussen. Bspw. welche Auswirkung können Desinformations-Kampagnen (auf die demokratische Grundordnung) haben und welche Handlungsfelder leiten sich ab? Welche Anforderungen ergeben sich an die Vernetzung von Sicherheitsorganen? 

Im ersten Teil der Session werden Teilfragen zu diesem Thema in kleinen Gruppen beantwortet. Die Ergebnisse der Diskussion werden im zweiten Teil  zusammengetragen und zur Diskussion gestellt.

Es ist möglich, Diskussionsthemen oder relevante Fragestellungen zur Thematik „Cybersicherheitsarchitektur der Zukunft“ einzureichen: bis 31.05.2023 an sic@cyberagentur.de.

Die Session ist auf 50 Teilnehmende beschränkt.

Quantencomputer sind die Zukunft, werden die digitale Welt revolutionieren, Berechnungen exponentiell beschleunigen und selbst schnellste Supercomputer spielend leicht überholen. So in etwa lautet das Credo des medialen Hypes um das Thema Quantencomputing in den letzten Jahren. Aber stimmt das überhaupt?

Die Aussage, dass Quantencomputer viele relevante Probleme bedeutend schneller lösen könnten als klassische Systeme ist nicht falsch, verschweigt aber die reale Tatsache, dass dies bei den meisten Problemen und Ansätzen nur unter sehr bestimmten, teils absurd engen Bedingungen gilt.

Die Simulation wissenschaftlicher Probleme der Quantenphysik und Quantenchemie werden sie zweifelsohne beschleunigen. Auch die Gefahr des Knackens heute verwendeter Public-Key-Kryptographie per Shor’s Algorithmus ist durchaus real, wenn auch erst mit einer sehr großen Anzahl (logischer) Qubits. Schon bei Optimierungsproblemen scheint ein gewisser Geschwindigkeitszuwachs zwar erreichbar, aber nur bei ganz speziellen Arten von Problemen. Und das viel diskutierte Quantum Machine Learning birgt zwar potenziell exponentielle Geschwindigkeitszuwächse für KI-Anwendungen, bisher aber nur in extrem spezifischen Fällen und Konfigurationen.

In einem einleitenden Überblicksvortrag und einer anschließenden Podiumsdiskussion, in der auch das Publikum eingeladen ist sich mit Fragen und Ideen einzubringen, möchten wir das Spotlight auf diese Problematik richten und diskutieren, welche Anwendungsfälle im Bereich Sicherheit und Verteidigung heute und zukünftig dennoch von Interesse sind und sich lohnen näher betrachtet zu werden.

Ob Tiere, Roboter, Drohnen oder sogar Menschen – sie haben alle gemein, dass ihnen unter bestimmten Umständen Schwarmverhalten zugeschrieben werden kann.

Während die technischen Möglichkeiten besonders in den Feldern unbemannter Systeme und Robotik stetig zunehmen und selbst der geübte Beobachter die rasanten Weiterentwicklungen in diesem Bereich kaum im Blick behalten kann, nehmen in ähnlichem Tempo auch die Herausforderungen und offenen Fragen zu, die mit diesem Fortschritt einhergehen. Dies gilt besonders hinsichtlich der Annahme, dass solche Systeme zukünftig vermehrt auch in Schwärmen auftreten werden – bis hin zu autonom durch künstliche Intelligenz selbst- oder fremdgesteuerten emergenten Verbünden. Betroffen sind die zivile und militärische Ebene gleichermaßen.

Vor diesem Hintergrund nimmt die Session „State of the Swarm- Anwendungsbereiche und Risiken intelligenter Schwarmsteuerung“ den derzeitigen Entwicklungsstand von künstlichen Schwärmen in den Blick und beleuchtet deren (technische) Grundkonzepte, mögliche Implementierungsformen für den Einsatz in den Bereichen innerer und äußerer Sicherheit sowie die mit ihnen einhergehenden derzeitigen und zukünftigen Risiken und Grenzen. Dabei orientieren wir uns an den folgenden Leitfragen als Ausgangspunkt für die Impulsvorträge unserer Expertinnen und Experten sowie die anschließende Diskussion mit dem Plenum:

• (Technisches) Grundkonzept: Welche Arten von (technischen) Schwarmsystem gibt es bzw. sind in die Zukunft gerichtet denkbar? Auf der Grundlage welcher Regeln interagieren technische Schwarmsysteme selbstorganisiert? Gibt es allgemeingültige „Gesetze im Schwarm“, die sowohl für natürliche Schwärme als auch technische Schwarmsysteme und Menschengruppen gelten? Welche Rolle spielt dabei verteilte vs. zentrale (künstliche) Intelligenz, welche der „Human in the Loop“? Was sind derzeitige und in der absehbaren Zukunft bestehende Grenzen des technologisch Machbaren?
• Anwendungen im Bereich innerer/ äußerer Sicherheit: Wo bestehen derzeit bereits Bedarfe an künstlichen Schwarmsystemen und welche Einsatzszenarien rücken in den nächsten Jahren in Anwendungsnähe
• Risiken: Was sind gegenwärtig Gefahren durch oder für künstliche Schwarmsysteme Im Kontext der inneren und äußeren Sicherheit Deutschlands? Welche technischen Möglichkeiten der Mitigation bzw. Abwehr gibt es und welche muss es zukünftig geben?

Kaum eine Spur, die nicht sowohl in der digitalen als auch der realen Welt Artefakte erzeugt. Doch die Spuren lassen sich nur aufwendig automatisiert korrelieren, so dass Ermittler gezwungen sind, manuell Zusammenhänge herzustellen. Das kostet viel Zeit und schafft wie jede menschliche Arbeit das Risiko von Fehlern. In einer idealen Welt könnte digitale und reale Spuren einheitlich asserviert und ausgewertet werden, über eine einheitliche Spuren-Beschreibungssprache (Evidence-Description-Language, EDL) abgelegt und so erleichtert abgelegt werden.

Die Cyberagentur überlegt, wie so eine EDL aussehen könnte, wie auch ein forensisch angemessener Prozess dahinter aussehen könnte, welche Anforderungen bestehen könnten, und wie sich ein Forschungsprojekt in diesem Bereich gestalten könnte. Die Cyberagentur ist überzeugt, dass auch so grundlegende Forschung nicht ohne das Know-How aller Beteiligten, also der Bedarfsträger, sinnvoll gestaltet werden kann. Daher laden wir Sie ein, mit uns im Rahmen dieses Workshops zu erarbeiten, wie eine EDL aussehen könnte, was eine EDL leisten können müsste und welche weiteren Erwartungen Sie haben.

Wir planen folgenden Ablauf:
- Kurzer, einführender Vortrag: Was ist unsere Fragestellung, was ist unser Ziel heute, wie gehen wir vor?
- Gemeinsames Brainstorming: Welche analogen Spuren hängen mit welchen digitalen zusammen? Dabei haben wir das Ziel, geeignete Zusammenhänge für die EDL zu erkennen und möglichst wenig weiße Flecken auf der gedanklichen Spurenlandkarte für die folgende Diskussion zu haben.
- Gruppenarbeiten: Welche Anforderungen bestehen an die automatische Zusammenführung digitaler und analoger Spuren?
- Kurze Präsentation der Gruppenarbeiten. Gerne sind Sie eingeladen, uns Ihre Ideen für das Brainstorming schon im Vorfeld zuzusenden, bitte bis 31.05.2023 an sic@cyberagentur.de, dann warten die Ideen schon als Ansatzpunkte im Raum auf Sie.

Die Session ist auf 50 Teilnehmende beschränkt.