Politik

„Forschungssicherheit ist keine Option, sondern Voraussetzung“

Prof. Dr. Christian Hummert im Bundestag: Forschungssicherheit als strukturelle Aufgabe von Wissenschaft und Politik

Beim öffentlichen Fachgespräch zur Forschungssicherheit im Deutschen Bundestag: Prof. Dr. Christian Hummert (Mitte), Forschungsdirektor der Cyberagentur, flankiert von Claudia Plattner (r) vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, Bonn), und Sinan Selen (l) vom Bundesamt für Verfassungsschutz (Köln).
Beim öffentlichen Fachgespräch zur Forschungssicherheit im Deutschen Bundestag: Prof. Dr. Christian Hummert (Mitte), Forschungsdirektor der Cyberagentur, flankiert von Claudia Plattner (r) vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, Bonn), und Sinan Selen (l) vom Bundesamt für Verfassungsschutz (Köln). Foto: Cyberagentur

Im öffentlichen Fachgespräch des Bundestagsausschusses für Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung am 5. November 2025 forderte Prof. Dr. Christian Hummert, Forschungsdirektor der Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Cyberagentur), verbindliche Voraussetzungen und neue Strukturen, um Forschung in Deutschland sicherer zu machen. Seine Stellungnahme benennt sechs konkrete Maßnahmen, von verbindlichen (Cyber-)Sicherheitsstandards bis hin zur Reform wissenschaftlicher Anreizsysteme.

Das deutsche Wissenschaftssystem steht nach Einschätzung von Prof. Dr. Christian Hummert vor neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Forschungseinrichtungen seien zunehmend Ziel von Spionage und Wissensabfluss, zugleich steige die strategische Bedeutung sicherheitsrelevanter Innovationen. Ziel seiner Stellungnahme sei es, „die Forschungssicherheit an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen systematisch zu stärken und damit zugleich auch einen Beitrag zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland für sicherheitsrelevante Forschung zu leisten.“

Ein zentrales Anliegen Hummerts ist, dass staatliche Fördermittel künftig nur dann vergeben werden, wenn Mindeststandards zur Forschungssicherheit erfüllt sind. Dazu führte er aus, dass dies ein Prozess ist. In der Anfangsphase könnten ergriffenen Maßnahmen zur Forschungssicherheit abgefragt werden. Gleichzeitig sollten Programme zu Steigerung der Forschungssicherheit aufgelegt werden, damit die Einrichtungen hier besser werden können. Wenn das erreicht ist, sollten ein verbindliches Mindestmaß für Förderung in kritischen Technologiebereichen eingeführt werden.

Als zweite Maßnahme schlägt Hummert ein unabhängiges nationales Gremium für Forschungssicherheit vor, das Wissenschaft und Sicherheitsbehörden gemeinsam berät und Standards definiert. Dieses Gremium solle zugleich eine „atmende Technologieliste“ pflegen, die regelmäßig festlegt, welche Forschungsinhalte als sicherheitsrelevant einzustufen sind.

Darüber hinaus regt Hummert eine Liste ausländischer Kooperationspartner an, die potenzielle Sicherheitsrisiken kennzeichnet und regelmäßig aktualisiert wird. Auf institutioneller Ebene empfiehlt er die Einrichtung von Forschungssicherheitskommissionen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die – ähnlich wie Ethikkommissionen – Beratungs- und Prüfaufgaben übernehmen.

Abschließend mahnt er, dass Forschungssicherheit nur gelingen kann, wenn auch das wissenschaftliche Reputationssystem überarbeitet wird. „Solange der wissenschaftliche Erfolg insbesondere an Publikationen gemessen wird – ‚Publish or Perish‘ – kann Forschungssicherheit nicht wirkungsvoll implementiert werden.“

Mit diesen sechs Vorschlägen ruft die Cyberagentur dazu auf, Forschungssicherheit als Grundpfeiler wissenschaftlicher Exzellenz zu verstehen – nicht als Einschränkung, sondern als Voraussetzung verantwortungsvoller Innovation.

Der Ausschuss für Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages befasst sich mit der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung in Deutschland. Er berät zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie oder Supercomputing und sorgt für die Verknüpfung wissenschaftlicher Erkenntnisse mit politischen Entscheidungen.

Am Fachgespräch zur Forschungssicherheit nahmen Prof. Dr. Katja Becker, Deutsche Forschungsgemeinschaft (Bonn); Prof. Dr. Christian Hummert, Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Halle/Saale); Univ.-Prof. i. R. Dr. Wolfgang Liebert, Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften (ISRW), BOKU University Wien; Claudia Plattner, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, Bonn); sowie Sinan Selen, Bundesamt für Verfassungsschutz (Köln) teil.

Weitere Informationen:

https://www.cyberagentur.de/

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw45-pa-forschung-1117822

https://www.bundestag.de/resource/blob/1119078/21-18-24a.pdf

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