Cyberagentur startet 15-Millionen-Euro-Forschungsprogramm zur Ermöglichung der Informationsübertragung durch leitende Materialien

Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Cyberagentur) veröffentlichte am 18. August 2025 die Ausschreibung für das Forschungsprogramm ZANDER-F. Mit einem Budget von über 15 Millionen Euro sollen innovative Technologien erforscht werden, die erstmals Kommunikation und Bildgebung durch leitende Barrieren wie Faradaysche Käfige ermöglichen soll. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt adressiert kritische Bedarfe deutscher Spezialkräfte und könnte die Kommunikationstechnologie revolutionieren.
Ob in Containerschiffen bei Anti-Piraterie-Operationen, in metallischen Industrieanlagen oder unterirdischen Einrichtungen – dort wo elektromagnetische Strahlung durch Metall gedämpft wird, stoßen herkömmliche Kommunikationstechnologien an ihre Grenzen. Das Forschungsprogramm ZANDER-F (Zukünftige Alternative Nachrichten- und Datenübertragung unter erschwerten Rahmenbedingungen – Faradayscher Käfig) zielt darauf ab, diese physikalischen Barrieren zu überwinden.
Die Entwicklung basiert auf direkten Anforderungen der Bundespolizei, deren Spezialeinheiten in komplexesten Einsatzszenarien operieren müssen. Von Geiselbefreiungen auf hoher See bis hin zu Rettungsmissionen in zusammengebrochenen Regionen – überall dort sind robuste Kommunikationsverbindungen über kurze und große Reichweiten sowie präzise Bildgebungsverfahren entscheidend für den Missionserfolg.
„Die technische Überwindung von Faradayschen Käfigen stellt eine der faszinierendsten Herausforderungen der modernen Kommunikationstechnik dar“, erklärt Dr. Aljoscha Rörig, Forschungsreferent Sichere Systeme und Programmleiter von ZANDER-F. „Erfolgreiche Lösungen würden nicht nur Bergungsarbeiten bedeutend unterstützen, sondern Sicherheitskräften generell völlig neue Werkzeuge an die Hand geben.“
Das technologieoffene Forschungsprogramm setzt auf völlig neuartige Ansätze jenseits konventioneller Funktechnologie. Vielversprechende Forschungsrichtungen umfassen plasmonische Verfahren, bei denen elektromagnetische Wellen über Metalloberflächen geleitet werden, elektromechanische Methoden zur Erzeugung niederfrequenter Signale sowie sogar den Einsatz subatomarer Teilchen für die Informationsübertragung.
Die Anwendungsmöglichkeiten reichen weit über militärische und polizeiliche Einsätze hinaus: In der Grenzsicherheit könnte die Technologie dabei helfen, Schmuggel von Personen, Drogen oder Waffen durch metallische Container zu erkennen. Bei Naturkatastrophen könnten verschüttete Menschen unter Trümmern lokalisiert werden. Auch für die Früherkennung von Drohnen in städtischen Gebieten, wo Gebäude die Sichtlinie blockieren, bieten die Forschungsansätze neue Perspektiven.
Die Ausschreibung ist als mehrstufiges Verfahren konzipiert, um die innovativsten Lösungsansätze zu identifizieren und zu fördern. Nach einem Interessenbekundungsverfahren werden zunächst Ideenskizzen bewertet, bevor ausgewählte Teilnehmer zur Entwicklungsphase zugelassen werden. Die Projektlaufzeit erstreckt sich über 60 Monate von 2026 bis 2031.
Im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union wurde die Ausschreibung mit der Auftragsbekanntmachungsnummer TED 540066-2025 (https://ted.europa.eu/de/notice/-/detail/540066-2025) veröffentlicht. Einreichungsfrist für die Teilnahme und das Kurzkonzept ist der 17.10.2025, 10:00 Uhr. Interessierte Forschungseinrichtungen und Unternehmen können ab sofort ihre Teilnahme bekunden. Eine Beteiligung ist sowohl allein als auch im Konsortium möglich.
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